Wer sind sogenannte Psychiatrie-Erfahrene?

  • Seite 1 von 2
Umfrage: Was verstehst du unter dem Begriff Psychiatrie-Erfahrene
Psychiatrie-Erfahrene waren in mindestens einer Klinik - 15 Stimmen39.473684210526%
 
Psychiatrie-Erfahrene haben mindestens Therapieerfahrung - 1 Stimmen2.6315789473684%
 
Psychiatrie-Erfahrene haben mindestens eine Diagnose - 6 Stimmen15.789473684211%
 
Psychiatrie-Erfahrene haben mindestens schon einmal Psychopharmaka genommen - 0 Stimmen0%
 
Psychiatrie-Erfahrene können auch Menschen sein die sich betroffen fühlen, aber keinerlei Diagnosen oder Klinikaufenthalte hatten - 9 Stimmen23.684210526316%
 
Psychiatrie-Erfahrene hatten mindestens einen Klinikaufenthalt (oder eine Therapie) und nehmen Psychopharmaka - 4 Stimmen10.526315789474%
 
Sonstiges (dann bitte Meinung dazu schreiben damit wir den Blickwinkel entdecken können, danke. Besucher bitte eine E-Mail an kulturnetzwerk@bpe-online.de schicken) - 3 Stimmen7.8947368421053%
 
15 Mitglieder haben an der Abstimmung teilgenommen.
26.12.2022 12:39
#1
avatar

Wir wollen der Interpretation des Begriff´s "Psychiatrie-Erfahrene" auf den Grund gehen.


 Antworten

 Beitrag melden
04.01.2023 10:27 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2023 10:27)
#2
avatar

Ein weiterer Blickwinkel könnte sein:
"Psychiatrie-Erfahrene sind Menschen mit Psychose, Depression oder Manie-Erfahrung"


 Antworten

 Beitrag melden
19.02.2023 18:43
#3
As

Ich habe vor vielen Jahren einmal mit Dorothea Buck und Holger Dietrich eine Diskussion geführt, wer denn wohl mit PE gemeint sein soll. Die Antworten haben mich damals erstaunt. Gemeint seien alle die, die mittelbar oder unmittelbar mit dem System Psychiatrie zu tun bekommen, also neben den Betroffenen auch Profis, Angehörige und Bürgerhelfer. Daher der trialogische Ansatz oder, wenn man so will, der tetralogische Ansatz, wie er auch heute wieder diskutiert wird. Für mich persönlich sind das die Insassen der Kliniken, auch der ambulant Behandelten. Eben die, die die Folgen der psychiatrischen "Behandlungen" am eigenen Leib erdulden müssen.


 Antworten

 Beitrag melden
20.02.2023 20:24
#4
Ka

ja, hallo, ich dachte anfangs auch, man müsste in einer Klinik gewesen sein ... aber wir einigten uns im Landesverband, dass eine psychiatrische Diagnose reicht ... sonst hätten wir nicht genug Mitarbeitende ;) und wir sind ja froh über jedes Mensch, was nich da rein gesperrt wird; also es muss nich das Gebäude sein, es reicht das Gedankengebäude der Psychiatrie und die Benamsung mit ne Diagnose


 Antworten

 Beitrag melden
21.02.2023 21:23 (zuletzt bearbeitet: 21.02.2023 21:24)
#5
avatar

Ganz am Anfang habe ich gezögert, mich innerhalb vom BPE als "PE" zu bezeichnen, weil nicht "richtig stationär in der Psychiatrie- Klinik gewesen war. Und ich dachte DAMALS teilweise auch, dass ich dafür eine "eigene, eindeutige Diagnose bräuchte. ("Damals" muss vor 2011 gewesen sein.)


 Antworten

 Beitrag melden
29.04.2023 18:45 (zuletzt bearbeitet: 29.04.2023 19:00)
#6
avatar

für mich sind Psychiatrieerfahrene , die eine Erfahrung mit dem Psychiatrischen System gemacht haben, ob die gut oder schlecht war, wird damit nicht gesagt, aber das diese prägend war.


 Antworten

 Beitrag melden
06.08.2023 20:52
#7
Ut

Ich habe die Erfahrung gemacht in einem recht verwirrten Zustand in eine Klinik gedrängt worden zu sein, was ich im Nachhinein in Ordnung fand. Ich bin energisch gedrängt worden damals Haldol zu nehmen, was für mich ein Schreckensmedikament war. Ich habe instinktiv gewusst, das eine Weigerung mit irgendeiner Form von mir unangenehmen Zwang verbunden gewesen wäre. Bei späteren Aufenthalten habe ich es darauf angelegt und der Richter kam. Die elementare Erfahrung von Ausgeliefert sein und Rechtlosigkeit, war meiner Meinung bisher eine Gemeinsamkeit von Menschen die meist länger in der geschlossenen Abteilung gelebt haben. Ich denke, das ist schon eine eigene Untergruppe


 Antworten

 Beitrag melden
07.08.2023 17:44
#8
avatar

Danke Ute, ja ich glaube auch das wir in unserer Betroffenheit verschiedene Themen haben, danke für deine Gedanken.


 Antworten

 Beitrag melden
31.12.2023 12:43
avatar  Yorck
#9
Yo

Die Bezeichnung Psychiatrie-Erfahrene, Psychiatrie-Erfahrener ist exkludierend, erzeugt sie doch den Eindruck, dass mensch Psychiatrie-Erfahren sein muss, spirch in der Psychiatrie gewesen sein muss. Deshalb versuchte ich den Bergriff "Menschen mit psychischen Herausforderungen" in Umlauf zu bringen, wenn mir diese Formulierung, auch wenn sie indirket oder direkt von mir und anderen kam, selber nicht gefällt und von Psychiatrie-Erfahrenen-Seite in Frage gestellt wird, ob es Psyche und somit psychische Herausforderungen überhaupt gibt und das Wort Psyche und was damit verbunden wird, nur ein gesellschaftliches Konstrukt ist. ... .


 Antworten

 Beitrag melden
05.01.2024 05:04
#10
Ch

Ich finde es gut den Kreis zu erweitern und NIEMANDEN auszuschließen, der/die hier landen möchte

Ganz deutlich möchte ich aber nochmal sagen es sind PÜ: PsychiatrieÜBERLEBENDE, da Psychiatrie immer im Kontext von Zwang stattfinden, wenn angemessene Hilfen verweigert werden.

Das heisst wir sprechen offiziell von der UN Antifolterkonmision anerkannter FOLTER UND MENSCHENRECHTSVERLETZUNG !


 Antworten

 Beitrag melden
05.01.2024 05:07 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2024 06:14)
#11
Ch

Dasreicht bei Weitem nicht aus. PsychistrieÜBERLEBENDE sind Menschen, die FOLTER erlebt haben. Das ist MENSCHENRECHTSVERLETZUNG !

Anerkannt von der UN Antifolterkommision. Denn wenn keine angemessenen Hilfen bereitsgestellt werden, IST Psychiatrie IMMER ZWANG !

Zudem sind wir weit mehr als das: extrem resiliente standfeste unbeugsamen kreative Menschen und der ANZEIGER der Gesellschaft


 Antworten

 Beitrag melden
07.01.2024 22:07
#12
Ut

Ich habe in der Psychiatrie Folter erlebt, in Bayern, in Form von häufigen Fixierungen, mit fehlender Möglichkeit auf die Toilette zu gehen, was mich sehr wütend gemacht hat. Ich weiß auch, dass ich Probleme mit Regeln habe, in der Akutsituation kann das sehr ausgeprägt sein. In der Akutsituation steuern mich meine Impulse, ich fühle mich ihnen teilweise ausgeliefert. Mir müssen dann von außen Grenzen gesetzt werden. Bei Kindern ist das auch mehrere Jahre nötig. Ich kenne inzwischen zuviele PE, die auf Grenzsetzungen, wenn sie diese nicht mehr selber einhalten können, sehr ungehalten und auch bösartig reagieren und dann sehr schnell von Zwang reden.
Ich lebe mit dem Etikett "schizophrene Psychose", der untersten Schublade der Diagnosen. Wir werden lebenslang belauert, wann zieht sie das Messer aus der Tasche, bzw, wann entgleist sie wieder, nimmt sie auch ihre Medikamente? Diese Krankheit verursacht lebenslangen Stress. Die Erfahrung, dass ich tiefe Gefühle und Überzeugungen hatte, die wie ich heute weiß, irgendwie mit meinem Leben, meiner Geschichte, aber anscheinend auch den Erfahrungen von Eltern und Großeltern zu tun hatten, die aber mit meiner realen Lebenssituation wenig zu tun hatten, war eine fundamentale Verunsicherung. Ich denke, jeder Schizophrene merkt irgendwann verstört, dass irgend etwas überhaupt nicht stimmt mit seinem Denken und Fühlen. Es scheint PE zu geben, die noch soviel Kraft haben, dass sie sich einreden können, dass das Bild von sich, das sie gerne zeigen würden, ihr Reales sei. Anscheinend können sie im Gegensatz zu mir, Diagnosen für sich in Frage stellen und werden auch häufig agressiv und brechen den Kontakt ab, wenn sie auf die Diskrepanz zwischen mit viel Kraft "gespieltem" Selbst und der vom Gegenüber wahrgenommenen Person hingewiesen werden. Ich habe mich mehrfach gründlich blamiert und"verrückt" benommen. Ich kann da nichts wegleugnen, indem ich z.B. Diagnosen wegleugnen. Diagnosen sind Namen für Erscheinungen, ein Mittel um sich gegenseitig zu informieren. Das ungewöhnliches Verhalten verschiedene Ursachen hat und verschiedene Heilungsmöglichkeiten häufig bestehen, das ist etwas anderes. Eine Schizophrenie ist etwas Stressiges und auch ohne Namen führt sie häufig zu Fremd- und Selbststigmatiesierung. Ich bin aber um heil zu werden, gezwungen, mich mit mir und meinem Unbewußten kritisch auseinander zusetzen.
Wir sind alle zu schnell außer uns und aufgeregt über die "böse" Welt. Wir sind erwachsen. Wir haben usere Stärken und Schwächen. In Belastungssituationen übernehmen unsere Gefühle und wir schalten unser Denken ab und wir brechen gerne zusammen, fühlen uns wie ohnmächtige, hilflose Wesen. Das ist für unsere Umwelt besonders irritierend, wenn wir vorher einen auf stark und verläßlich gemacht haben.Ich finde gerade in solchen Situationen ist Selbsthilfe ein wetvolles Geschenk, sich gegenseitig wieder runter zu holen. Das kann durchaus vorübergehend heftige Abwehr hervorrufen. Wir sind alle auch Täter, in der Regel hatten wir in unseren Eltern zu lange Täter als Vorbilder, oder auch in unserem Umfeld. Ich halte viel von freundlicher Selbstkritik.














































Ich habe mal wieder viel geschrieben. Ich vermisse meinen langen Text. Kann ich den wieder holen?
Ute


 Antworten

 Beitrag melden
08.01.2024 10:48
avatar  Yorck
#13
Yo

Liebe Ute,

Dank für Deinen ausführlichen Beitrag!

War nicht zu lang!

Im Gegenteil, eine gute, ausführliche Beschreibung Deines Standpunktes.

Ja, die Thematik Zwang ist ein weites Felt!
Auf Diagnosen gehe ich in diesem Beitrag nicht ein!

Neben Dir, liebe Ute, gibt es noch potentiell ca. 8,5 Milliarden andere Krankengeschichten. Du schreibst aus Deiner privaten Erfahrung. Zu mir, ich versuche weiterhin differenziert zu Denken und "Einzelfall-Gerechtigkeit" walten zu lassen. Ich bin halt kein Frauenmörder (Femizidist, April 2023) und auch kein Anstifter zum Massenword (ca. 1990/1991ff) - wo sind die Leichen?

Liebe Grüße

Yorck

p.s.: der Anstifter zum Massenmord wird gleich einem Täter*in behandelt (§ 26 StGB)!


 Antworten

 Beitrag melden
08.01.2024 12:00
#14
avatar

Ich sehe deinen Text, oder hast du den neu geschrieben?
Schreib dir alles für Freitag auf<3

>>> Kommunikation ist der erste Schlüssel zur Kooperation! <<<

 Antworten

 Beitrag melden
28.01.2024 11:43
#15

Der Begriff "Herausforderungen" gefällt mir sehr gut. Als Suchttherapeut spreche ich bei meinem Konzept "Nüchtern gut leben - Die Heldenreise der Abstinenz" auch von der "Krankheit Sucht/Abhängigkeit" als Herausforderung. Auch Psychiatrieerfahrung, seelische Krankheit ist eine Herausforderung.
Als Psychiatrie-Erfahrener sehe ich einerseits die Kränkung, die ich mit der Stigmatisierung "psychischer Auffälligkeit" (in meinem Fall Emotionsausbrüche, Psychiatrieaufenthalte, auch Zustände, die man als "Psychose" etikettieren kann) erfahren habe, andererseits die Herausforderung, die mit jeder Lebensaufgabe verbunden ist - auch in der Bewältigung eigener Verletzungen, Krankheiten und Ohnmachtserfahrungen. Das alles sind jedoch mögliche Erfahrungsräume von Leben. Es gibt immer schlimmere und weniger schlimme Belastungen. Zu akzeptieren, das ich auch von Schlimmem Opfer sein kann, auch von Schlimmem in der Psychiatrie, hilft enorm auf den Weg zu schauen, der auf den Weg aus dem Schlimmem heraus führt. Ich hätte nicht ein erfülltes Leben gehabt, mit steten Verbesserungen - bei allen Krisen - , wenn ich nicht stetig auf Lösungen und Verbesserungen geschaut hätte.
Und ich kenne auch die Perspektive als Angehöriger, der liebend und leidend mit anschaut, dass Liebste in ihrem Leid gefangen sind und es nicht in meiner Macht steht, ihnen das Schicksal abzunehmen. Darf es mir trotzdem gut gehen? Meiner kranken Schwester geht es besser, wenn sie von mir hört, dass es mir gut geht.
Soweit ein paar Zeilen von mir als Therapeut, Psychiatieerfahrener und Angehöriger : Trialog in einer Person.
Jürgen


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!